Wiedermal Sonntag und der Kühlschrank ist leer. Für gewöhnlich sucht man sich heutzutage den nächsten Tankstellenshop, schnell, einfach und – teuer. Eine andere Variante ist, sich schmackhafte Lebensmittel frisch und gratis zu besorgen und erst noch etwas für die Gesundheit zu tun. Gerade im Mai geben unsere Wiesen und Wälder eine Fülle an Leckereien her, an denen man normalerweise achtlos vorübergeht, oder man zupft sie als Unkraut unterschätzt im Garten oder auf der Terrasse ohne Weiterverwertung einfach aus. Die Rede ist von Hirtentäschel, Klee, Wiesenlabkraut, Geissenfuss, Schafgarbe und Löwenzahn – wobei letzteres im Mai bereits wieder „ausser Saison“ ist.
Erst mal macht man sich auf den Weg, die Pflanzen einzusammeln. Mit einem schönen Spaziergang verbunden findet man rasch eine passende Magerwiese oder einen Wald. Ausgerüstet mit einem dicken Pflanzenbestimmungsbuch ist auch das Unterscheiden von Wiesenlabkraut von Waldmeister nicht schwierig – aber umständlich. Zum Glück gibt es bereits zahlreiche Apps, die die Arbeit erleichtern. Fürs iPad sind Klassiker wie Flora Helvetica zu empfehlen, welches in der kostenlosen Miniversion für unsere Zwecke ausreichend ist. Spezifischer sind beispielsweise Android-Apps wie „essbare Pflanzen/ Kräuter APP“. Diese App ist ideal für Neueinsteiger und Entdecker, um sich genau erklären zu lassen, wie man wo und wann welche Pflanzen finden kann. Zudem beinhaltet die App auch Tipps, wie man das Sammelgut am besten zubereitet bzw. konserviert.
Mein Mai-Favorit ist der Giersch (auch bekannt als Geissenfuss). Die zarten Jungtriebe werden als aromatische Beigabe zum Salat verwendet, die älteren Blätter eignen sich zum Dünsten oder Dämpfen und geben eine verblüffende Alternative zum Spinat. So empfiehlt die App beispielsweise einen Giersch-Auflauf. Ich persönlich würde des Aromas wegen eher Cous-Cous damit würzen.
Weiter geht es mit Wiesensalbei. Eine blaue Farbenpracht im Wiesenmeer. Die Blätter lassen sich genau wie der Küchensalbei verwenden, ist im Geschmack aber weniger aufdringlich. Durch einen Backteig ziehen in der Pfanne beidseitig braten. Gänseblümchen kurz mitbraten oder als Salatbeigabe – am besten zusammen mit Wiesenklee.
Bedenken, das Falsche oder etwas Giftiges zu sammeln muss man grundsätzlich keine haben, aber es empfiehlt sich trotzdem, nur Wildkräuter zu verwenden, die man mit Sicherheit bestimmen kann. Paradox in der heutigen Zeit ist, dass man dazu neigt, eher dem gekauften Produkt, von welchem man die Herkunft nicht kennt zu trauen als dem eigenen Fund. Schlussendlich kann man die gesammelten Blumen natürlich auch einfach in eine Vase stellen und sich während des Genusses einer telefonisch bestellten Pizza deren Farbenpracht erfreuen. Immerhin war man ja draussen und hat was erlebt.